Fabio Pietryga, 23, studierte am HRW Campus Bottrop den Informatikstudiengang Angewandte Informatik. Seit seinem Studienbeginn engagiert er sich auch im „eMotion Racing Team“ der HRW. In diesem Projekt arbeiten Studierende aller Fachbereiche zusammen, um einen elektrisch angetriebenen Rennwagen zu entwickeln. Mit diesem Rennwagen nimmt das Team an verschiedenen internationalen Events des Konstruktionswettbewerbes „Formula Student“ teil. Pietryga ist im Team für die Softwareentwicklung und Steuergerät-Programmierung verantwortlich.
Das Team wird seit 2018 vom Automobilveredler und Fahrzeughersteller BRABUS gesponsort. Und so trifft der Student Pietryga erstmals auf das Bottroper Unternehmen, welches seinen Kunden High-End Tuning für die Marken Mercedes Benz, AMG und Smart Automobile bietet. Das Produktportfolio reicht von Anbauteilen, Motoren und Leistungskits, über Interieur-Veredlung mit Multimedia- und Business-Ausstattungen bis hin zu Weltrekordautos und Sonderserien, die in Bottrop entwickelt und gebaut werden.
Das Unternehmen unterstützt einerseits das Rennteam, andererseits stellt das Unternehmen auch immer wieder studentische Mitarbeiter:innen ein. Diese Chance ergriff Fabio Pietryga und ist seither Werksstudent in der Abteilung Technik und Entwicklung. „Zusammen mit meinen Kolleg:innen bin ich für die Softwareetwicklung zuständig. Meine Aufgaben sind sehr unterschiedlich und vielseitig: Entwicklung von Maschinensteuerungen in der Fertigung, Implementierung von PC-Applikationen, Programmierung von Steuergeräten in den Fahrzeugen. Es ist alles dabei“, erläutert der Student.
Auch seine Bachelorarbeit schrieb Fabio Pietryga beim Automobilveredler BRABUS. Zuvor hatte er bei Prof. Dr. Gordon Müller das Modul „Computergrafik und Visualisierung“ belegt, in dem unter anderem Bézierkurven behandelt wurden. Die Bézierkurve ist eine parametrisch modellierte Kurve, die ein wichtiges Werkzeug bei der Beschreibung von Freiformkurven und -flächen darstellt. In der Computergrafik finden Bézierkurven wegen ihrer optischen Eleganz und guten mathematischen Handhabbarkeit häufig Anwendung. Und was hat eine mathematische Kurve mit Fahrzeugveredelung zu tun? Ein wichtiger Bestandteil der Veredelung ist der Fahrzeuginnenraum. Die Sitze, Fußmatten und Seitentafeln werden mit Steppmustern versehen, um den Innenraum weiter aufzuwerten. „Durch ein Gespräch mit einem Kollegen stellte sich heraus, dass für die Erstellung von Nähmustern im Innenraum der Fahrzeuge ebenfalls Bézierkurven verwendet werden. Dieser Erstellungsprozess wird sehr aufwändig und zeitintensiv komplett manuell durchgeführt“, erklärt Pietryga, dessen Abschlussarbeit den Titel „Entwicklung einer Applikation zur Berechnung von Nähmustern mit platzierter Perforation auf Basis von Bézierkurven“ trägt.
Es entstand die Idee, auf Basis dieser Kurvenart eine Art Mustergenerator zu entwickeln, mit dessen Hilfe durch wenige Klicks und in Sekundenschnelle neue Muster generiert werden können.
Ein weiteres Problem ist die sogenannte Perforation. Damit die eingebaute Sitzkühlung im Fahrer- und Beifahrersitz auch nach der Veredelung funktioniert, muss das Leder mit unzähligen kleinen Löchern versehen werden. Diese Perforation muss natürlich zum erstellten Muster passen, und wird daher mit aufwändiger Mathematik passend zum generierten Muster automatisch berechnet. „Die entwickelte Applikation wird schon ein- und umgesetzt, um neue außergewöhnliche Nähmuster zu kreieren“, erklärt sein Vorgesetzter im Unternehmen, Jörn Gander. Das Programm wird stetig weiterentwickelt, sodass im Moment beispielsweise eine feste Integration in den aktuellen Produktionsablauf stattfindet.
Die fachliche Betreuung der Arbeit übernahm Prof. Dr. Gordon Müller. Ihm dankt Pietryga ganz herzlich für die Unterstützung.